NLPt – Neuro-Linguistische Psychotherapie
„Jeder Mensch hat schon alle Ressourcen in sich, die er zur Lösung seiner Probleme braucht.“ – NLP-Grundannahme
NLP (das Neuro-Linguistische Programmieren) versteht sich als Wissenschaft des subjektiven Erlebens des Menschen. In Anlehnung an konstruktivistische Theorien wird davon ausgegangen, dass wir Menschen ohnehin keinen echten Zugang zu einer objektiven Wirklichkeit und Wahrheit haben. (Was nicht heißen soll, dass es keine Wirklichkeit und keine Wahrheit gibt!) Dass also jeder Mensch in seiner eigenen, subjektiven Welt lebt. Alles was ein Mensch um sich herum über seine 5 Sinne wahrnimmt, filtert er nach, in der Kindheit gelernten (häufig von den Eltern übernommen) Kriterien fast vollkommen unbewusst. Vieles nimmt er gar nicht erst wahr, er tilgt es also sofort, schon während es passiert. Anderes „verbiegt“ und verändert er oder vermischt das tatsächliche Geschehen mit Erlebnissen aus der Vergangenheit – beides ohne das bewusst zu bemerken.
Von den Tausenden von Sinneseindrücken, die in jedem Augenblick auf einen Menschen einströmen, kann das Bewusstsein nur zwischen 5 und 9 Informationen gleichzeitig aufnehmen und verarbeiten. Alles andere existiert für ihn schlichtweg nicht, denn nur dieses bewusst Wahrgenommene ist für ihn dann die „Wahrheit“, alles andere glaubt er (zumindest erst einmal) nicht. Diese Filter erzeugen als Nebenwirkung allerlei Probleme und Schwierigkeiten. Trotzdem würden wir ohne sie als Mensch überhaupt nicht klar kommen, wir wären völlig Reiz überflutet, könnten uns auf nichts konzentrieren und wüssten überhaupt nicht, was für uns wichtig und unwichtig ist.
Die Filter sind eine der Hauptursachen dafür, dass Menschen so häufig Schwierigkeiten miteinander und mit ihrer Kommunikations haben: Jeder glaubt auf Basis des von ihm Wahrgenommenen im Recht zu sein. Und von dem ausgehend, was er wahrgenommen hat, hat er ja auch Recht. Der andere aber eben auch! Ein Anliegen von NLP ist es, sich der eigenen Filtermechanismen bewusst zu werden, um auf dieser Basis zu einer besseren Kommunikation zu finden: sich genauer ausdrücken zu lernen, den anderen besser zu verstehen und zu wissen, was zu tun ist, um selbst besser verstanden zu werden.
Auch die Gefühle, die ein Mensch in einer bestimmten Situation empfindet, werden maßgeblich durch seine gefilterte, subjektive Wahrheit bestimmt. So kommt es, dass zwei Menschen in genau der vermeintlich selben Situation, zum selben Zeitpunkt, am selben Ort so völlig unterschiedlich empfinden können. Der eine ist vielleicht glücklich, der andere traurig. Der eine fühlt sich vielleicht bedroht und der andere vollkommen sicher und beschützt.
NLP geht davon aus, dass jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt deutlich mehr Wahlmöglichkeiten zur Verfügung hat, sich gut oder eben nicht gut zu fühlen, als ihm bewusst ist. Wir müssen nicht wie programmierte Automaten in bestimmten Situationen immer wieder gleich reagieren. Und wenn sich ein Mensch als Opfer bestimmter Umstände fühlt, dann kann er mit NLP entdecken, dass er in den meisten dieser Situationen vielmehr Handlungsspielräume hat, als bisher gedacht und gefühlt. NLP möchte Menschen dabei helfen, freier entscheiden und damit glücklicher werden zu können. Es kann dabei helfen, alte, nicht selbst gewählte „Programmierungen“ überhaupt erstmal als eine Art Programmierung (und nicht als Gottgegeben!) zu erkennen, um dann selbst zu entscheiden, wie es besser gehen kann.
NLP wurde auf Basis der genauen Beobachtung und Analyse verschiedener, besonders begabter und erfolgreicher Psychotherapeuten in den USA entwickelt. Das Ziel dabei war, zu verstehen, was genau Psychotherapie effektiv macht, was also besonders gute von nicht so guten Therapeuten unterscheidet. Die Ergebnisse dieser Forschung wurden dann in einem zweiten Schritt in der Praxis überprüft, indem die Entwickler des NLP ebenfalls mit den zuvor extrahierten Vorgehensweisen und Methoden psychotherapeutisch arbeiteten. Nur diejenigen der zuvor beobachteten Vorgehensweisen, mit denen sie selbst auch effektiv Menschen psychotherapeutisch helfen konnten, wurden dann in das NLP übernommen und an die Schüler des NLP weitergegeben.
Im Laufe der Jahre wendeten die Entwickler des NLP die selbe neugierige Erforschungsmethode auch auf Experten anderer Berufsrichtungen an – u.a. auch auf Lehrer, Führungskräfte und Marketingexperten. Das war interessant und spannend. Gleichzeitig wurde in der Öffentlichkeit immer unklarer, was NLP eigentlich ist. Ein guter Marketingexperte hat sicherlich ganz andere Absichten und Ziele als ein Psychotherapeut. Vermutlich möchte er häufig Menschen dazu „verführen“, ein bestimmtes Produkt zu kaufen, er verfolgt also primär seine eigenen, bzw. die wirtschaftlichen Interessen seines Auftraggebers und nicht unbedingt die Interessen des Kunden, der am Ende das Produkt kaufen soll. In der Psychotherapie dagegen ist der Hilfesuchende selbst der Auftraggeber. Und ein guter Psychotherapeut versteht sich als Dienstleister für seine Klient*innen. Er möchte den Menschen, die sich ihm anvertrauen, dabei helfen, ihre Probleme effektiv und nachhaltig zu lösen. Viel über Wahrnehmugsfilter (s.o.) wissen und gut kommunizieren können, sollten sie beide – der Therapeut ebenso wie der Marketingexperte! Und darin liegt ihre Gemeinsamkeit. Ansonsten werden beide ganz andere Ziele und Werte haben und brauchen auch sehr unterschiedliches methodisches Handwerkszeug.
Um das ursprüngliche, psychotherapeutisch orientierte NLP von seinen später entwickelten komplett anderen Bereichen sauber trennen und auch weiterentwickeln zu können, wird es seit über 20 Jahren in Europa „Neuro-Linguistische Psychotherapie“ (NLPt) genannt. NLPt wird seit dieser Zeit kontinuierlich wissenschaftlich erforscht und auf Basis dieser Forschungsarbeit weiter verbessert. Unter anderem in Österreich ist die NLPt daher schon seit langem ein auch staatlich anerkanntes Psychotherapieverfahren.
Neben den Wahrnehmungsfiltern und der Erforschung subjektiver Wirklichkeiten, spielen in der NLPt frühkindliche Prägungen, die daraus entstandenen persönlichen Überzeugungen (Glaubenssätze) und Werte sowie das Identitäs- und Zugehörigkeitsgefühl eine große Rolle. Auch diese werden gemeinsam erkundet, bewusst gemacht, kritisch hinterfragt und dort, wo es sinnvoll erscheint, sanft korrigiert. Angeleitete, zeitliche und räumliche Perspektivwechsel ermöglichen oftmals in verblüffend kurzer Zeit ein völlig neue Sichtweise auf alt Vertrautes und damit auch veränderte Gefühle, Bewertungen und Handlungsspielräume.
Insgesamt sind im Laufe der Jahre in der NLPt weit über 100 sog. Formate für verschiedene therapeutische Anwendungsfelder und Problemstellungen entstanden. Jedes Format beinhaltet eine erprobte Abfolge hilfreicher Schritte zur Lösung von Problemen und Erreichung von Zielen.
Die Grundlagen des NLP (das Neuro-Linguistische Programmieren) wurden ab Mitte der 1970er Jahre vor allem von Judith DeLozier, Leslie Cameron-Bandler, John Grinder, Richard Bandler, Frank Pucelik, Robert Dilts, Steve und Connirae Andreas in Amerika entwickelt. Seitdem wird es überall auf der Welt mit verschiedenen Anwendungs-Schwerpunkten weiterentwickelt. Die Anerkennung als vollwertiges psychotherapeutisches Verfahren verdankt die NLPt vor allem Peter Schütz und seinem psychotherapeutischen Team in Österreich.
Weitere Infos über NLPt finden Sie auf meiner Paartherapie-Seite und auf der Seite des „Österreichisches Trainingszentrum für Neuro-Linguistisches Programmieren
und Neuro-Linguistische Psychotherapie“. Weitere über NLP gibt es auf der Homepage des „Instituts für systemische Kommunikation und Veränderung“, das ich 1994 gegründet und über 20 Jahre lang geleitet habe. Bei weitergehendem Interesse können Sie auch meinen eher kritischen Fachartikel „Rapport und Beziehung in der Neuro-Linguistischen Psychotherapie“ lesen.
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